Melissa Aldana Quartet
Familienbande: 2013 hat Melissa Aldana als erste Frau überhaupt die renommierte »Thelonious Monk International Jazz Saxophone Competition« gewonnen. In gewisser Weise hat sie damit das Versprechen eingelöst, das ihr Vater Marcos ihr 1991 gegeben hatte, als er das Halbfinale dieses Wettbewerbs erreicht hatte. Er gehörte zu dieser Zeit zu den bekanntesten Jazzmusiker*innen Chiles und war auf dem Sprung in eine internationale Karriere als Saxophonist. Er war es natürlich auch, der seiner 1988 in Santiago de Chile geborenen Tochter als Erster das Spielen auf dem Saxophon beibrachte. Tochter Melissa hatte jedenfalls so viel Talent, dass sie mit einem Stipendium in der Tasche ans renommierte Berklee College Of Music in Boston ging, um an dieser Jazzkaderschmiede Tenorsaxophon zu studieren. Danach zog es sie nach New York, wo George Coleman die junge Chilenin unter seine Fittiche nahm und ihr Mentor wurde.
Aldanas Spiel ist einerseits fest in der US-amerikanischen Jazzhistorie verwurzelt, andererseits schlägt es Brücken in andere Musiken der Welt. Als Saxofonistin liebt sie den expressiven, breiten Pinselstrich ebenso wie pointilistische Farbtupfer, die ihre Pracht erst aus der Distanz zu entfalten wissen. Sie meißelt geradezu mit ihrem Instrument den Ton, gleichzeitig gestaltet sie ihre Phrasierung so differenziert aus, dass selbst leiseste Nuancen deutlich hervorstechen. Hilfreich dabei ist ihr Quartett. Mit ihren Musikern hat sie kongenial agierende Partner zur Seite, die auf jede ihrer melodischen Wendungen eine adäquate Antwort haben und sich zudem als ideenreiche Improvisationskünstler zu erkennen geben. Überhaupt besticht der Modern Jazz des Melissa Aldana Quartet durch einen gleichermaßen dichten wie luziden Ensemble-Klang, in dem sich die Maserung der Themen deutlich vom harmonischen Hintergrund abhebt.
Melissa Aldana – Saxophon / Glenn Zaleski – Klavier / Pablo Menares – Bass / Kush Abadey – Schlagzeug